Papierkram der ersten Tage

Was braucht man eigentlich alles um in einem neuen Land richtig durchstarten zu können?

Kaum vorzustellen, wie der ganze Papierkram ohne schon bestehende Kontakte im Ausland funktionieren soll. Oft muss man in Antragsformularen eine Anschrift und Telefonnummer in den USA angeben, europäische Kreditkarten werden bei vielen Behörden nicht akzeptiert und um eine Wohnung zu bekommen, braucht man natürlich ein Bankkonto. Da man das Bankkonto natürlich mit einer Anschrift eröffnen muss , man aber weder die noch andere Kontaktdaten hat, wird schnell klar – das Ganze ist ein Kreislauf der nur schwer zu durchbrechen ist. Mit der Ausnahme, man kennt Leute die einem am Anfang eine Adresse, Telefonnummer oder sich selbst als persönliche Referenz zur Verfügung stellen können.

1. Schritt: Telefonnummer und Internet

Erreichbarkeit ist wichtig. Sei es für den Makler, für die Behörden oder für die Essensbestellung. Eine Telefonnummer macht einen das Leben leichter. Für die Orientierung in der neuen Stadt und um schnell Informationen nachschlagen zu können bucht man am besten gleich noch mobiles Internet dazu. Zur Not kann man sich aber auch von einem freiem Wifi zum nächsten durch die Stadt hangeln.

Auf Empfehlung von Marc haben wir uns für T-Mobile entschlossen. Anders als in Deutschland ist T-Mobile hier ein Underdog und hat ziemlich gute Angebote. Für uns viel wichtiger war jedoch, dass man die SIM-Karte ohne viele Fragen bekommen kann und mit einer deutschen Kreditkarte bezahlbar ist. Gesagt getan. Ben ist zum nächsten Best Buy gefahren und hat für $10 SIM-Karten für uns gekauft. Die Aktivierung geht einfach übers Internet. (Dafür muss man sich ein letztes mal WiFi im Cafe suchen) T-Mobile ist auch ein guter Tipp für Besucher. Wer sich über den Teich zu uns auf einen Besuch wagt, bekommt nicht nur ein Bett sondern auch eine T-Mobile SIM Karte.

Wir sind jetzt mit Telefon und Internet ausgestattet. Welch Erleichterung! Unserer Maklerin einfach die Telefonnummer zu geben, damit sie uns anrufen kann fühlt sich gut an.

2. Schritt: Arbeitserlaubnis

Wer Geld verdienen will muss arbeiten und braucht logischerweise eine Erlaubnis dafür. Ob man eine Arbeitserlaubnis bekommen kann hängt davon ab mit welchem Visum man in die USA eingereist ist. Krissi ist mit einem L2 Visa in die USA eingereist. Ein L2 Visa erlaubt es ein Employment Authorization Document (EAD) zu beantragen. Damit ist es möglich in den USA zu arbeiten. Das Formular dazu findet man online und kann es ebenfalls online ausfüllen und absenden. Praktisch! Wieder einen Behördengang gespart. Die erforderlichen Dokumente die man als Nachweis braucht kann man mit der Post schicken. Dann heißt es warten.

[Update: 04.08.2015] In der Zwischenzeit habe ich meine Einladung zur Abgabe meiner biometrischen Daten bekommen.

Fortsetzung folgt.

3. Schritt: Eine Wohnung finden

Unsere Eckdaten:

  • eine helle Wohnung für Krissi, Ben und Alex (Ben’s Kollege)
  • mind. 3 Schlafzimmer
  • mind. 2 Bäder
  • mind. 120m²
  • Wohnküche (Wohnzimmer, Küche und Essbereich in einem Raum)
  • Platz für die Räder
  • gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr
  • sehr guter renovierter Zustand

Wohnungssuche macht auch in Boston wie in vielen anderen Städten wenig Spaß. Meist hat man ein zu knappes Budget, zu hohe Vorstellungen und Zeitmangel. Die 3 in Kombination führt ziemlich schnell zu Frustration was die Wohnungssuche angeht.

Bereits vor ein paar Wochen hat Alex angefangen sich in Boston und Umgebung nach Wohnungen umzuschauen. Wir haben die Suche schon von Anfang an auf Cambridge und Somerville eingegrenzt, da diese Städte bei unserem letzten Besuch schon gefallen haben. Dennoch hat Krissi immer wieder mit South Boston geliebäugelt, da diese Gegend etwas näher zum Büro liegt. Dafür aber teilweise nur mit dem Bus erreichbar ist.

Mit Cambridge und Somerville kann man nicht viel falsch machen. Dort sind die Studenten zu Hause, es gibt tolle Cafés und Bars, es ist grün und ruhig und wenn man nicht all zu weit von der U-Bahn entfernt wird, ist man in weniger als 4 Stopps in Boston. Doch genauso schön wie es dort ist, ist es natürlich auch beliebt. Sowohl beim Makler, als auch auf den Onlineportalen Craigslist und Zillow hält sich die Anzahl der Angebote für unsere Kriterien in Grenzen.

Nach ein paar Besichtigungen stellen wir fest. Entweder zu klein oder zu teuer. Es scheint nichts zu geben was irgendwie in der Mitte liegt. Nach langem hin und her entscheiden wir uns für ein Haus mit 3 Etagen, Garage und einem kleinem Garten. Da die Eigentümer nach Mexiko gehen und ihre Möbel zur Verfügung stellen ist das Ganze für uns noch attraktiver als die anderen Immobilien. Wir bewerben uns indem wir die gewünschten Dokumente an den Makler senden. Besonderheit ist, dass eine Bewerbung stets bindend ist und man deshalb nicht mehrere Bewerbungen gleichzeitig einreichen kann.

Nach ein paar Tagen bekommen wir endlich eine positive Antwort! Das Haus wird unser neues Zuhause! Jetzt bleibt nur noch eine Frage zu klären: Wie kriegen wir verdammt nochmal das Geld für Kaution, Makler und Monatsmiete in die USA?

Schritt 4: Kontoeröffnung

Um ein Bankkonto in den USA zu öffnen braucht man einen Pass und eine Anschrift in den USA. Ohne Wohnung also kein Bankkonto. Dabei reicht es nicht aus, eine beliebige Adresse anzugeben, sondern es muss nachweislich vorliegen, das man dort tatsächlich wohnt. Im Fall von Ben hat dies ein Arbeitskollege bestätigen müssen. Die Eröffnung des Kontos selbst dauert nicht länger als 1 Stunde und kann ohne Termin einfach vor Ort in der Filiale gemacht werden.

Welche Bank man wählt, ist am Anfang relativ egal, da man sich sowieso eine Credit History, ähnlich der Schufa, erarbeiten muss. Bevorzugt sollte man aber eine der großen Banken wie „Bank of Amerika“ oder „Citi Bank“ wählen.

Hat man diese 4 Schritte hinter sich ist man schon ein gutes Stück näher ein richtiger Amerikaner zu sein 🙂