Weihnachten in Panama

Etwas verspätet, aber hier noch ein kleiner Urlaubsbericht über unsere Reise nach Panama.

So kam es also, dass wir uns entschieden hatten Weihnachten mal etwas anderes auszuprobieren und über die Feiertage zu verreisen. Normalerweise gibt es zwischen Boston nach Panama City eine günstigste und direkte Flugverbindung. Das das allerdings nicht auf die Weihnachtszeit zutrifft, haben wir erst bei der Flugbuchung festgestellt. Da die Flugverbindung also um mehr als das doppelte teurer war mussten wir zwei Kompromisse eingehen: Auf den Hinflug keinen Direktflug zu haben und noch vor Silvester zurückzufliegen. Nicht perfekt, aber Hauptsache Urlaub! So kam es, dass wir am 21.12. im Flieger nach Panama saßen.

Unsere Reise führte uns als erstes nach Panama City wo wir Ben’s Freundin Susann aus Leipzig trafen. Susann war bereits mehrere Monate mit dem Rucksack in Südamerika unterwegs und hat uns bei den Vorbereitungen der Panama-Reise sehr geholfen. Ich hab großen Respekt davor, wie sie den Mut hat für eine so lange Zeit allein als Frau durch fremde Länder zu reisen. Ihr einziges Hab und Gut ist ihr Rucksack, der wenige, aber sorgfältig für die Reise ausgewählte „Schätze“ beinhaltet. Nach Panama ist sie von Kolumbien aus mit einem Segelschiff gekommen. Der Hammer! Und wohl eins der besten Erlebnisse ihrer Reise bisher! Ich fand es wirklich toll, dass wir sie auf einem kleinen Stück ihrer Reise begleiten konnten. In dem gleichen Moment musst ich aber auch feststellen, welche Welten da aufeinander prallen. Wir, verwöhnt durch das Leben in einem reichen Industrieland und sie angepasst an ein Leben, wo es nicht immer fließen Wasser und Strom gibt, wo man sehr einfach Leben und oft auch Teile seiner Privatsphäre aufgeben muss. Diese Art zu Leben, macht einen dankbar für die kleinen Dinge. Es sind die Dinge, die für uns so normal geworden sind.

Nach der Ankunft in Panama City müssen wir nach 45 Minuten Wartezeit am Gepäckband leider feststellen, dass Ben’s Rucksack wohl nicht mehr auftaucht. Ein paar Formulare und Gespräche mit der Airline später, verlassen wir schließlich das Flughafengebäude um mit dem Taxi Richtung Hostel Mamallena zu fahren. Der Temperaturunterschied zwischen Boston und Panama City ist extrem. Trotz des Fahrtwindes im Taxi kommen wir richtig ins Schwitzen. In diesem Moment realisiert auch Ben, dass sich seine kurze Hose in dem verschollenen Gepäckstück befindet. Er ärgert sich noch kurz über die Airline, doch schon im nächsten Augenblick verschlägt es uns die Sprache, als wir die Skyline von Panama City sehen. Das Panama City eine solche Skyline besitzt hatte ich nicht erwartet.

Panama City bleibt für uns nur eine Zwischenstation, denn für den nächsten Tag haben wir bereits eine Reise zu den San Blas Islands im Norden von Panama geplant. Wir entscheiden aufgrund von Zeitmangel nicht auf Ben’s Gepäck in Panama City zu warten und kleiden ihn stattdessen mit ein paar T-Shirts und einer Badehose in einem der Märkte ein. Ich muss ehrlich sagen, dass ich froh war, dass wir Panama City so schnell wieder verlassen konnten. Nach all dem Trubel der letzten Wochen hatte ich mich nämlich nach Ruhe und Entspannung gesehnt. Panama City ist das komplette Gegenteil. Straßenmärkte, Hitze, Chaos, viele Menschen und tausend Eindrücke machten mir zu schaffen. Als wir am Abend mit unserer Wasserration für die nächsten Tage auf dem Rücken wieder im Hostel ankommen bin ich super fertig.

Am nächsten Morgen geht es dann mit einem Jeep in den bergigen Norden von Panama. Wir drei sitzen mit den Knien hinter den Ohren auf der Rückbank des Jeeps, aber wir freuen uns riesig auf die Inseln.

Die San Blas Islands ist eine Gruppe von Inseln im Atlantik, an der karibischen Küste von Panama. Circa 49 der über 300 Inseln werden von den Kuna bewohnt. Die Kuna habe ich als herzlich und fürsorglich empfunden. Einige Kuna bieten Übernachtungen und Verpflegung für Urlauber auf ihrer Insel an. Eine feste Reservierung dafür gibt es allerdings nicht, denn täglich können sich die Urlauber entscheiden, ob sie bleiben oder auf eine andere Insel wechseln wollen. Wir wollten allerdings nur für 5 Tage auf eine Insel und wurden vom Hostel Mamallena an Ina vermittelt.

Nach einigen Stunden Autofahrt erreichten wir schließlich die Küste und werden zu Ina’s Boot gebracht, das uns auf unsere Insel bringt. Ich bin beeindruckt wie gut die Organisation funktioniert. Wir bekommen Armbänder, damit wir auf dem Heimweg wieder den richtigen Jeepfahrer finden. Die Boote sind für maximal 15 Personen ausgelegt und Urlauber werden täglich von Insel zu Insel oder zurück zum Festland gefahren. Nach knapp 1 Stunde erreichen wir die Insel oder besser: das Paradis!

Die Insel ist wunderschön. Wir verbringen ein paar sehr entspannte Tage auf Ina’s Insel. Kaum vorstellbar wie winzig sie ist. In 15 Minuten kann ich komplett um sie herum gehen. Neben den Urlaubsgästen (bis zu 20) leben noch ein paar Kuna’s auf der Insel. Unsere Unterkünfte sind einfache Strohhütten. Es gibt kein Strom (außer einer Notstrombeleuchtung und in der Küche) und das Wasser kommt aus den Regen- oder Grundwasseransammlungen. Wir bekommen 3 Mahlzeiten von den Kuna’s und können auf der Insel nur Rum und Cola kaufen. Die meiste Zeit verbringen wir mit Schwimmen, Schnorcheln, Entspannen oder Ausflügen zu anderen Inseln. Wir freunden uns schnell mit den anderen Urlaubern an und verbringen die Abende bei guten Rum und ein paar Kartenspielen. Am 24. wird es dann weihnachtlich. Die Schweden haben einen Weihnachtsbaum aufgestellt, wir essen Lebkuchen und es gibt kleine Geschenke am Strand. Am 25. Abend feierern wir dann noch zusammen mit den dort lebenden Kuna-Familien Weihnachten. Vorallem für die Kuna-Kinder ist es ein Erlebnis. Wir spielen Stuhltanz und Tanzen unter dem Weihnachtsbaum. Auch wenn wir auf Ina’s Insel wirklich im Paradis waren, musste ich oft an zu Hause denken und habe unsere Weihnachtstraditionen sehr vermisst.

Leider müssen wir uns dann von Ina’s Insel verabschieden, denn die Reise geht weiter. Das Leben mit den Kuna’s war sehr spannend. Die Kuna-Frauen tragen wunderschöne selbstgenähte Kleider und selbstgemachten Schmuck. Auf einer anderen Insel habe ich einen kleinen Shop für Nähmaterial und eine Schule gesehen. Allerdings fühlte ich mich eher wie ein Eindringling in das Leben der Menschen dort. Dank Susann’s Spanish-Kenntnissen konnten wir auch ein bischen mit Ina sprechen. Er hat uns erzählt, dass sehr viele Deutsche kommen und es hat ihn interessiert, als was wir in Deutschland arbeiten. Die vielen deutschen Urlauber überall im Ausland zeigen auch, dass Deutschland kein armes Land sein muss. (Vielleicht sollte ich überlegen dahin zu ziehen 😉 )

Der zweite Teil unserer Reise führt uns in den Süden von Panama in die Nähe von Pedasi zur Eco Venao. Auf dem Weg von San Blas nach Pedasi liegt wieder Panama City, so dass wir dort eine Übernachtung eingeplant haben. Zum Glück ist auch Ben’s Rucksack zu diesem Zeitpunkt wieder aufgetaucht und wir können ihn mitnehmen.

Um nach Pedasi zu kommen nehmen wir die den Bus und fahren über Las Tablas einmal quer durchs Land. Laut Susann ist Panama im Vergleich zu Kolumbien erschreckend gut organisiert. Doch ohne ihre Sprachkenntnisse wären wir trotzdem aufgeschmissen gewesen. Nach einigen Busstunden und einer Taxifahrt kommen wir am Abend auf der Eco Lodge an. Genug Zeit um gleich noch ins Meer zu springen. Es ist ganz anders als auf der Karibikinsel, aber trotzdem sehr schön. Eco Venao ist ein Surferspot und alles ist neu für Urlauber aufgebaut. Ich vermisse Ina und die anderen Urlauber, aber hier gibt es andere Dinge zu erleben. Die Gezeiten sind hier extrem, so dass man am Morgen ganz weit hinausgehen muss. Die Wellen sind anfängerfreundlich und perfekt für uns. Wir surfen, schnorcheln, spazieren zum Wasserfall, trinken Papaya-Smoothies, liegen in der Hängematte oder probieren das selbstgemachte Fruchteis.

Doch leider hat auch diese schöne Zeit ein Ende. Wir verabschieden Susann auf ihre weitere Reise und dann geht es auch für uns mit dem Flieger nach Hause ins kalte Boston. Um die Reise zurück nach Panama City abzukürzen hat uns Ben noch einen Inlandsflug besorgt. Abenteuerlich ging es in einem kleinen Flieger mit 8 weiteren Personen zurück.

Zurück in Boston, erlebe ich ein geniales Silvester, indem ich einfach verschlafe und wundere mich am nächsten Tag nur, ob es überhaupt Silvesterknaller gab?!

PS: Ja, wir haben den Panama-Kanal gesehen. Genau genommen sind wir mit dem Bus darüber gefahren. Das Highlight sollen allerdings die Schleusen im Kanal sein.