Sonne, Berge, Schnee und ein Pechvogel

Schon im letzten Jahr hatten wir den Skiurlaub nach Saalbach geplant. Familie, gutes Essen, Berge, Sonne, Schnee und Bewegung an der frischen Luft, was will man mehr? Außerdem war es nach 9 Monaten auch mal wieder an der Zeit die gute alte Heimat zu besuchen. Dann saßen wir also an einem Donnerstag Abend im Flieger nach München und dachten darüber nach wie komisch es wohl sein wird, nach der langen Zeit wieder deutschen Boden zu betreten.

Der Flug verging schnell und schon bald saßen wir mitten am Flughafen, umgeben von Deutschen bei einer Weißwurst mit süßem Senf. Lecker! Etwas ungewohnt war es schon auf einmal alles auf Deutsch zu hören, aber nicht so schlimm wie wir es uns vorgestellt hatten. Nach ein paar Stunden ging es mit Tobi, Miena und Hasib auf 4 Rädern weiter nach Saalbach Hinterglemm, wo unsere Eltern bereits warteten.

Das Skigebiet Skicircus Saalbach-Hinterglemm ist riesig und mit 270 Pistenkilometern das größte Skigebiet Österreichs. Die Schneebedingung sind gut und wir verbringen den ersten Tag bei traumhaften Wetter. Es ist ein toll wieder in den Bergen zu sein. Doch der gute Start sollte leider nicht anhalten, denn die folgenden Tage schneite es ununterbrochen.

Vielleicht war es die Sicht, die Erschöpfung oder einfach nur Pech, dass Ben am dritten Tag stürzte und sich das Schlüsselbein brach. Ich war allein mit ihm unterwegs und wir wollten die letzte Piste für diesen Tag bezwingen. Ben hatte sich an diesem Tag Ski ausgeliehen (sonst ist er auf dem Snowboard unterwegs), weil wir am darauffolgenden Tag einen Aufbaukurs machen wollten. Doch einer der unzähligen Schneehügel auf der Piste meinte es nicht gut mit ihm und ich hörte nur noch wir er knapp hinter mir stürzte. Im Augenwinkel sah ihn noch ausrollen und schließlich blieb er im Schnee sitzen. Im ersten Moment hoffte ich nur, dass er sich nicht schwer verletzt hatte. Dann sagt er: „Ich hab meine Schulter knacken gehört“. Mit schmerzverzerrten Gesicht hielt er seinen linken Arm und ich wusste, wir müssen die Rettung rufen. Während ich noch die Unfallstelle sicherte kamen zum Glück schon zwei Skifahrer, die uns anboten in der Mittelstation Bescheid zu geben. Dann wurde Ben mit dem Schneemobil vom Rettungsdienst abgeholt und bekam aus einem Dreieckstuch eine improvisierte Armschlinge zur Ruhigstellung.

Ich zog die Ski an und folgte langsam dem Schneemobil. Durch meinen Kopf schossen viele Gedanken. Ich hoffte so sehr, dass er sich nur den Arm ausgekugelt hatte. Aber erstmal mussten wir zu einem Arzt kommen. Von der Mittelstation bis zur Talstation ging es weiter mit der Gondel wo uns ein Krankenwagen abholte. Beim Arzt kümmerte ich mich um die Unterlagen während Ben geröntgt und schließlich mit einem Schlüsselbeinbruch diagnostiziert wurde. Es hätte auch schlimmer kommen können. Ben bekam einen Rucksackverband, der sein Schlüsselbein ruhig stellen sollte. Allerdings schränkte ihn dieser Rucksackverband sehr in seinem Bewegungsumfang ein, so dass er auf meine Hilfe angewiesen war. Die nächsten Tage verbrachte er im Hotelzimmer während der Rest der Gruppe die Pisten unsicher machte. Am letzten Urlaubstag musste Ben dann noch einmal zur Kontrolle und uns wurde mitgeteilt, dass der Bruch nicht gerade zusammenwächst und eine OP ratsam wäre. Trotzdem mussten wir abreisen und verschoben die Entscheidung auf den Besuch der Unfallchirurgie in Leipzig. Doch auch mit einer Zweitmeinung stand schließlich fest – Ben soll möglichst bald operiert werden. Dann fing der Organisationsstress an. Nicht nur die Aspekte der Versicherung, sondern auch Flüge, Unterkünfte und Job mussten (um)geplant werden. Ein paar stressige und nervenaufreibende Tage vergingen, bis endlich der Tag der OP näher kam. Immer noch krass, wie Ben die Tage davor mit Schmerzen und dem ganzen Ärger überstanden hatte. Es war sicher nicht leicht. Die OP verlief gut und nach 2 Tagen Aufenthalt im Krankenhaus hatte ich mein Schatz gesund und (noch nicht so) munter wieder. Die Tage nach der OP schlief Ben viel, während ich arbeitet und am Ende hatten wir noch etwas Zeit Familie und Freunden zu besuchen.

Ich habe ein kleines Video am letzten Tag gedreht.

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