Für unseren vorerst letzten Urlaub in den USA haben wir uns als Reiseziele Arizona und Florida ausgesucht. Warum wir genau diese beiden Staaten ausgewählt haben ist ganz einfach zu erklären. Wir wollten unbedingt noch den Grand Canyon in Arizona und das Kennedy Space Center in Florida sehen. Leider verbleibt nicht mehr viel Zeit bis zu unserem Umzug nach Deutschland, deshalb mussten wir beide Reiseziele irgendwie in einem Kurzurlaub unterbringen.
Nach den langen und sehr wechselhaften Wintermonaten in Boston konnte ich es kaum erwarten endlich mal wieder die Jacke zu Hause zu lassen. Während Deutschland schon mit sommerlichen Temperaturen lockte, schienen wir in Boston noch weit vom Frühlingswetter entfernt zu sein. Umso mehr freute ich mich auf Arizona und Florida, da beide Staaten ja deutlich südlicher als Boston liegen und dort das ganze Jahr warme Temperaturen herrschen.
Unser erster Flug ging von Boston ging nach Phoenix und von dort wollten wir dann weiter nach Flagstaff fahren um möglichst nah am Grand Canyon zu sein. Am ersten Tag in Phoenix besuchten wir nach einem schnellen Frühstück in einer Juice bar das Künstlerviertel Roosevelt Row und entdeckten dort das Café Songbird welches uns mit einer musikalischen Liveperformance auf der Terrasse zum verweilen einlud. Den künstlerischen Touch der Gegend konnte man durch die vielen Graffitis und Gallery-Schilder erahnen, aber irgendwie war alles geschlossen und das Viertel wirkte an diesem Tag auch etwas verlassen. Deshalb machten wir uns auf den Weg zum Phoenix South Mountain Park um den Ausblick auf die Stadt zu genießen. Die riesigen Kakteen am Straßenrand waren mega cool und mussten natürlich für ein Kakteen-Selfie herhalten. Natürlich kann man mit dem Auto bis zum höchsten Punkt fahren, aber bei Interesse gibt es auch Wanderpfade, Mountainbike-Strecken und Reitwege. Von oben kann man über das weite, karge und felsige Land schauen und außer Phoenix weit und breit keine anderen Städte sehen.
Am nächsten Tag sind wir bereits in Flagstaff und der Plan war zum Sonnenaufgang am Canyon zu sein. Das heißt wir mussten 4 Uhr aufstehen, denn von Flagstaff zum Grand Canyon sind es noch ca. 1.5h Autofahrt. Gern wären wir näher zum Canyon untergekommen, aber die Hotels und Unterkünfte nah am Canyon sind limitiert und es gab nur wenige und teure Alternativen. Durch das frühe Aufstehen hofften wir auch dem Touristenverkehr zum Canyon zuvorzukommen, aber wie wir später feststellen mussten halten sich die Besucheranstürme im April noch in Grenzen und es waren nicht besonders viele Autos unterwegs.
Insgeheim war ich auch froh, dass wir uns für das frühe Aufstehen entschieden hatten, denn ich hatte als Überraschung einen Helikopterflug für Ben geplant und dafür mussten wir 9 Uhr am Canyon-Flughafen sein. Deshalb war es das einfachste, wenn wir uns schon früh in Canyon-Nähe aufhalten würden.
Nach einer entspannten Autofahrt, aber einer doch etwas zu knappen Kalkulation kamen wir 5 Minuten nach Sonnenaufgang am Canyon an. Zum Glück war das nicht weiter tragisch, denn durch die dicke Wolkendecke konnte man die Sonne nicht sehen. Wir kamen aber noch rechtzeitig um ein wolkenfreies Loch zu erwischen um ein paar traumhafte Aufnahmen von Canyon einzufangen. In Gedanken überlegte ich schon, wie wir die Zeit bis zum Helikopterflug am besten überbrücken konnten. In 1.5 Stunden sollten wir am Canyon Flughafen eintreffen, welcher ca. 10 Minuten vom Canyon außerhalb des Nationalparks lag. Ich musste Ben also irgendwie davon überzeugen nochmal aus dem Park zu fahren. Obwohl er es nicht für sinnvoll hielt, konnte ich ihn überzeugen Frühstück außerhalb des Nationalparks und in unmittelbarer Nähre vom Flughafen einzunehmen.
Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Plan nun aufgehen würde und ich musste nur noch zum Flughafen fahren. Der lag allerdings in der entgegengesetzten Richtung als der Canyon, das heißt ich musste mich nur noch absichtlich verfahren. Dank meiner bekannten Orientierungslosigkeit keine besondere Schwierigkeit und auch, wenn Ben mich mit zweimal Kopfschütteln und mehreren Ausrufen dazu bewegen wollte umzudrehen, fuhr ich direkt auf den Flughafen zu. Bekanntlich ein sehr guter Wendepunkt 🙂
Es war göttlich anzusehen, wie Ben zwischen Ratlosigkeit und Unglaubwürdigkeit schwankte, bis er realisierte, dass wir tatsächlich einen Rundflug machen würden. Ich musste Tränen lachen. Es war ein wunderbarer Moment.
Der Rundflug war atemberaubend und wunderschön. Das Erlebnis ist nicht in Bildern oder Worten festzuhalten. Die Größe und Schönheit des Canyons ist beeindruckend und Mitten im Canyon zu sein ist so anders als nur am Rand zu stehen.
Wieder am Boden angekommen, fuhren wir zurück in den Nationalpark um noch ein paar der anderen Aussichtspunkte zu besuchen, aber irgendwie konnte keiner mehr den Flug über den Canyon übertreffen. Da Regen am späten Nachmittag angekündigt war beschlossen wir zurück nach Flagstaff zu fahren.
Flagstaff hat kulinarisch viele verschiedene Küchen zu bieten. Wir haben Lumberyard Brewing Company, Sosoba (Ramensuppen) und Diablo Burger ausprobiert und fanden alle drei echt gut. Am besten hat uns allerdings das Teecafé Steep Leaf gefallen. Während dem Chai trinken und aussortieren von unseren Fotos fegte plötzlich an einem der Nachmittage ein kleiner Schneesturm über die Stadt und hinterließ die Steppenlandschaft mit einem weißem Schleier. Die Temperaturen sanken auch gleich mal um 10 Grad, so dass wir die folgenden Tage doch wieder eine Jacke brauchten.
Am nächsten Tag durften wir den weißen Staubzucker auf den Büschen und Felsen noch einige Zeit auf unserer Fahrt zum Antelope Canyon bewundern. Der Antelope Canyon liegt noch etwas nördlicher von Grand Canyon, nah an der Grenze zu Utah. Auf unserer täglichen Fahrt Richtung Canyon musste ich feststellen das Arizona grüner ist, als ich angenommen hatte. Unser Weg führte uns an Wäldern vorbei, an riesigen roten Felswänden, entlang an Steppenvegetation, Trade Post Stationen und den Ständen mit Schmuck der Native Americans. Noch waren viele Stände leer. Ich nehme an die Saison hat hier noch nicht begonnen. Und darüber konnten wir ganz froh sein, denn um eine Tour durch den Antelope Canyon zu machen mussten wir nur eine Stunde warten, bis wir endlich mit unserer Gruppe den Abstieg in den Canyon machen konnten. Im Sommer sollen das dreifache an Menschen in der prallen Sonne warten müssen. Die Antelope Canyon Tour ist wirklich toll und ich würde es jedem empfehlen der in der Gegend ist.
Am nächsten Tag ging es dann endlich zu den Raketen, Space Shuttles und den Mond- und Mars-Fahrzeugen. Als großer Space-Fan habe ich mich schon sehr darauf gefreut einmal auf einem der berühmtesten Weltraumbahnhöfe zu stehen, die Launch-Pads zu sehen und an den Konstruktionsgebäuden der Raketen von NASA und Space X und vorbei zu fahren. Es ist unglaublich welche Dimensionen die Gebäude sowie die Raketen-Shuttlefahrzeuge haben. Alles sieht soviel größer als im Fernseher aus. Interessanterweise ist das Gelände auch ein Naturschutzgebiet und es beherbergt viele geschützte Tierarten. Wir haben ein paar Krokodile !! am Straßenrand entdeckt.
Vom Kennedy Space Center starteten einst die berühmten Apollo-Missionen und Space Shuttles (bis 2011) und heute kann man sich noch ein original Space Shuttle und eine maßstabgetreue Apollo-Rakete anschauen. Die Präsentationen und Ausstellungen dazu waren sehr aufwendig aufbereitet und haben uns sehr begeistert. Wir verbrachten den ganzen Tag im Park und hätten sicher noch mehr Zeit dort verbringen können. Zum Abschluss haben wir uns noch einen inspirierenden Film mit Bilder von der Raumstation ISS angesehen. Es ist einfach faszinierend, dass die Menschheit es geschafft hat eine Forschungsstation im Weltraum zu haben und ich bin gespannt wie es in den nächsten Jahrzehnten in Sachen Weltraumfahrt weiter geht.
Am Abend machten wir uns dann auf die Rückfahrt nach Miami beziehungsweise auf den Weg zu dem letzten Stopp unserer Reise: Key West. Die Fahrt nach Key West führte uns über Brücken und Inseln, an vielen Hobbyanglern vorbei. Das türkisblaue Wasser glänzte und die Sonne schien, doch der Weg nahm einfach kein Ende. Am Wochenende gab es einiges an Reiseverkehr und so wollten wahrscheinlich noch viele andere ihr Wochenende auf den Keys verbringen. Den Nachmittag und Abend verbrachten wir mit einem guten Abendessen, dem Schlendern durch Key West, beim Zuschauen des Sonnenuntergangs und im Pool von unserem Hotel. In Key West kann man eine Mischung aus Karibik, typisch amerikanischer Stadt, Luxus, Touristen, Klassenfahrten, hippen Bars und überteuerten Waterfront-Lokalen finden. Ich glaube wir hätten etwas länger gebraucht um dort die richtigen Plätze für uns zu finden.
Das Ende unserer Reise verbringen wir noch einen halben Tag in Miami Beach. Wir leihen uns ein paar Räder uns landen schon nach kurzer Zeit mitten in einer Gay Pride Parade, die sich durch Miami Beach zieht. Die Stimmung ist ausgelassen. Wir genießen den Trubel und lassen uns noch etwas von der Sonne verwöhnen, bevor wir wieder in den Flieger zurück nach Boston steigen. Es war ein echt aufregender Urlaub und ein schöner Abschied von der USA.