Mit dem Camper durch die Atacamawüste von Chile

Einsame Strände, karge Wüstenlandschaft, mystische Geisterstädte, funkelnde Sternenhimmel und noch viel mehr. Drei Wochen und 3997 Kilometer sind wir mit dem Camper von Arica nach Santiago gefahren.

Neun Wochen nach dem Beginn unserer Weltreise sind wir bereits müde vom ständigen Bus fahren, Hotel buchen und Tasche packen. Nachdem wir gelesen hatten, dass es die Möglichkeit gibt mit dem Camper durch Chile zu reisen waren wir gleich Feuer und Flamme für die Idee. Auch als wir feststellen mussten, dass der Camper ein großes Loch in unser Reisebudget reißen wird konnten wir uns nicht mehr von dem Gedanken trennen. Die Abenteuerlust hatte uns gepackt und so entschlossen wir uns den Camper zu buchen. Lest über unsere Vorbereitung, die Route und was wir auf unserer Fahrt erlebt haben.

Vorbereitungen

Vorbereitend haben wir ein paar der wenigen Blogbeiträge und Berichte über das Campen in Chile gelesen. Tatsächlich gibt es in Chile noch keine große Camper-Community ganz zu schweigen von einer ausgebauten Camperinfrastruktur. Allerdings ist Chile in Sachen Sicherheit und Straßenausbau durchaus dafür geeignet mit dem Camper zu reisen und so haben wir uns keine besonders großen Sorgen gemacht.

Welche Route

Da Chile ein besonders schmales und lang gestrecktes Land ist, wäre es in drei Wochen unmöglich gewesen das komplette Land zu bereisen. Deshalb haben wir überlegt entweder den Norden (Atacamawüste) oder den Süden (Patagonien) zu besuchen. Die Wahl fiel am Ende auf den Norden, da wir in Argentinien ebenfalls Zeit für den Süden eingeplant hatten. Eine grobe Route haben wir mit Hilfe verschiedener Reiseberichte und dem Lonely Planet Reiseführer zusammengestellt. Wenn man sich für den Norden entscheidet muss man sich darauf einstellen tagelang durch Wüstenlandschaften zu fahren und bereit sein mit dem notwendigsten auszukommen.

Der richtige Camper

Den Camper haben wir über HolidayRentRV gebucht. (Preis, Angebot und Verfügbarkeit hatte bei diesem Anbieter am besten für uns gepasst.) Rückblickend können wir sagen, dass wir sehr froh darüber sind uns für einen Camper mit Dusche und WC (wenn auch nur Chemietoilette) entschieden zu haben. Der Camper ermöglichte es uns auch mehrere Tage hintereinander ohne größere Schwierigkeiten an abgelegenen Orten zu bleiben. Praktisch war außerdem die Geländetauglichkeit des Fahrzeuges. So konnten wir ganz einfach durch kleinere Bäche oder über hügeliges Sandgelände fahren. Natürlich muss man sich darauf einstellen, dass der Camper kein Hotelzimmer ist. Man muss mit eingeschränkten Ressourcen auf sehr kleinen Raum leben. Das bedeutet natürlich auch, dass man einige Abstriche machen muss. Allerdings überwiegen doch die Vorteile des „Schneckenhauses“, wie wir es liebevoll nannten. Man kann in Mitten in der Natur übernachten, beim Kochen auf das Meer schauen, verpasst nie wieder einen Sonnenuntergang und wacht jeden Tag an einem anderen Ort auf.

Internet und Apps

Wie in jedem Land haben wir uns vor Ort eine SIM Karte und ein Datenpaket für mobile Daten besorgt. Dennoch können wir empfehlen im Voraus auch Offline- Karten mit der Google Maps oder maps.me herunterzuladen, da es in der Wüstenregion teilweise kein Netz gibt.

Außerdem haben wir während der Reise unter anderen für die Suche nach Stellplätzen, Tankstellen, Wasser und so weiter fast ausschließlich die iOverlander App verwendet. Die App stellt zwar keine Offline-Karten bereit, aber alle wichtigen Punkte sind offline durchsuchbar und Koordinaten können bei Bedarf in anderen Apps geöffnet werden. Ohne diese App wären wir teilweise etwas aufgeschmissen gewesen.

Unsere Route

Unsere Route könnt ihr auch auf der Karte auf unserem Weltreiseblog nachvollziehen.

Arica

Mit dem Flugzeug landet wir in dem kleinen Flughafen von Arica um dort den Camper entgegenzunehmen. Nach einer kurzen Einführung in die Funktionen des Campers ging es dann auch direkt los ins Abenteuer. In Arica befüllen wir noch schnell unseren Camper mit Lebensmitteln und Wasser für die erste Woche. Dann fahren wir raus an einen nahegelegenen Küstenabschnitt und verbringen dort unsere erste Nacht im Camper. Anfangs ist es noch etwas ungewohnt quasi draußen zu schlafen vor allem weil über die Nacht verteilt immer wieder Einheimische mit ihren Autos am Strand vorbei kommen.

Atacamawüste

Die meiste Zeit unserer Reise haben wir in der Atacamawüste verbracht. Obwohl sie zu den wasserärmsten Gebieten der Welt zählt siedeln seit Jahrtausenden Menschen an den wenigen Oasen die es in der Region gibt. Die Panamericana führt von Peru kommend durch die Atacamawüste weiter in den Süden von Chile. Auf der Autobahn trifft man vor allem Lastverkehr oder Reisebusse an. Tankstellen, Wasser und Städte sind in dieser Gegend rar. Trotzdem ist ein faszinierendes Gebiet mit vielen Facetten.

Lagoa Chungará

Kurzer Abstecher in den Nationalpark Lauca um den traumhaften Blick auf den See Chungará auf 4517 Metern, eingerahmt von zwei imposanten Vulkanen, zu genießen. Besonders schön zum Sonnenuntergang. Allerdings mussten wir die Region noch kurz nach Anbruch der Dunkelheit wieder verlassen. Aufgrund der Höhe ging es uns nicht so gut, so dass wir beschlossen einen Schlafplatz etwas weiter unten zu suchen.

Pisagua

Über die iOverlander App hatten wir von einem schönen Stellplatz am Strand von Pisagua gelesen und sind deshalb von der Route 5 abgefahren. Als wir durch die Stadt fuhren überkam uns ein seltsames Gefühl. Irgendwie wirkte es hier verlassen und gespenstisch. Einige Gebäude sahen aus wie Requisiten aus einem alten Film. Wie sich später herausstellte, lagen wir mit unserem Gefühl nicht ganz falsch, denn die Stadt hat eine sehr glamouröse Zeit während des Salpeter-Booms durchlebt und ist danach in Vergessenheit geraten. Einst gab es dort den größten Hafen der Region und sogar eine Bahnstrecke durch den Ort. Die Gebäude die wir sahen waren aus dieser Zeit übrig geblieben.

Humberstone

Eine weitere Geisterstadt aus der Zeit des Salpeter-Booms. Heute ist sie ein Museum und UNESCO-Kulturerbe. Wenn man sich gern in die Vergangenheit zurückversetzen lässt, dann ist dieser Ort perfekt. In den Gebäuden kann man durch alten Zeiten stöbern und bekommt einen guten Eindruck über das damalige Leben. Die Gebäude sind sehr gut erhalten. Man kann ein Schwimmbad, eine Schule und ein Theater aus dieser Zeit bewundern. All das wurde mitten in der Wüste gebaut. Einen großartigen Artikel mit Hintergründen zum Salpeter-Boom findet ihr hier.

San Pedro de Atacama

Die Stadt des Wüstentourismus. Nach vielen Tagen in der Wüste nun endlich wieder unter Menschen. An einem Tag treffen wir gleich drei Deutsche. Ein Ehepaar ebenfalls mit dem Camper unterwegs sowie eine junge Frau die Reisen nach Chile organisiert. Von San Pedro aus erkunden wir den Tatio Geysir, das Luna Valley und die Flamingos an der Laguna de Chaxa. Alle drei bieten beeindruckende Landschaften und gehören zu unseren Favoriten in Chile. Wir verbringen ein paar sehr schöne Tage in San Pedro.

 

La Serena

Da es um La Serena wenige Wildcamping-Optionen gab haben wir uns für einen offiziellen Campingplatz entschieden. Um diese Jahreszeit wie auch die Strände menschenleer und auch das Campen ist etwas günstiger. Endlich mal wieder eine lange Dusche, unsere Laptops aufladen und relativ schnelles Internet. Außerdem waren wir nur 5 Minuten von dem schönen Strand vor La Serena entfernt, was wir für lange Spaziergänge nutzten.

Bevor es weiter auf die letzte Etappe Richtung Santiago ging, starteten wir einen zweiten Versuch den Scheinwerfer von unserem Camper zu reparieren. Nachdem wir dank schlechter Straßenbedingungen und mieser Qualität des Scheinwerfers den ersten Ersatzscheinwerfer schon nach kurzer Zeit eingebüßt hatten. Nach einigen Stunden Suche und Herumfragen hatten wir es fast nicht mehr für möglich gehalten einen passenden Ersatzscheinwerfer zu finden. Doch im letzten Geschäft gab es dann tatsächlich einen vom genau dem gesuchten Hersteller. Nochmal Glück gehabt.

Vicuña und Elqui Valley

Nicht weit von La Serena liegt Vincuña. Die kleine Stadt ist die perfekte Basis für die Erkundung des Elqui Valleys. Die Region hat beste Bedingungen für den Anbau der Trauben zur Herstellung von Wein und Pisco. Wir haben die Distillerie Capel  besucht um den chilenischen Pisco zu probieren. Sehr lecker! Außerdem hatten wir noch Zeit das Mamalluca Observatorium zu besuchen um in die Sterne zu schauen. In Chile kann man 80% aller Teleskope der Welt finden. Nirgendwo in der Welt soll der Blick in den Sternenhimmel aufgrund der geringen Lichtverschmutzung besser sein.

Santiago de Chile

Je näher wir Richtung Santiago fuhren, desto grüner wurde die Landschaft, desto mehr Campingplätze konnten wir entdecken und umso mehr Verkehr war auf den Straßen. Wir waren ganz froh, dass wir den Camper abgeben durften und in der Stadt wieder zu Fuß unterwegs sein konnten. Die zwei Tage in der Metropole reichten gerade so aus um kurz durch den historischen Teil zu spazieren, den Ausblick auf die Stadt zu genießen und etwas Großstadtluft zu schnuppern. Die chilenische Küche ist leider auf dieser Reise zu kurz gekommen, deshalb gab es zum Abschluss noch ein tolles Essen in einem traditionellen Restaurant.

Tipps für deinen Campingtrip durch den Norden von Chile

  1. In der Atacamawüste gibt es keine Campinginfrastruktur. Ihr müsst euch darauf einstellen mehrere Tage wild zu campen. Je südlicher man kommt, desto mehr Campingmöglichkeiten haben wir gesehen. Die meisten Campingplätze bieten allerdings keine Möglichkeit der Abwasserentsorgung.
  2. Immer ausreichend Trinkwasser (Leitungswasser ist teilweise nicht trinkbar) dabei haben und Frischwasser auffüllen wenn möglich (das geht oft bei Tankstellen, Waschanlagen oder an natürlichen Quellen).
  3. In Calama und La Serena haben wir gute Erfahrungen mit Autoersatzteilen und Reparaturen gemacht.
  4. Gas zum kochen kann man an jeder Ecke nachkaufen. Ab und zu hatten wir aufgrund von Kälte oder Höhe Probleme mit der Gaszufuhr beim Kochen.
  5. Die Camper-Heizung haben wir sogar ein paar Mal in Anspruch genommen, denn die Nächte können in der Wüste sehr kalt werden.
  6. Schnelles Internet könnt ihr vergessen. Trotz mobiler Daten, hatten wir selten Netz und auch wenn viele Marktplätze in chilenischen Städten mit kostenlosen Wifi ausgestattet sind (was ziemlich cool ist), ist das Internet sehr langsam. In Cafés sieht es leider auch nicht besser aus. Wir haben da so einige ausprobiert.
  7. Mit Solarpanel und Autobatterie reicht der Strom im Camper für das Laden der Smartphones und für Licht. Wenn man mehr braucht, dann muss man einen Campingplatz (Siehe Punkt 1) aufsuchen.
  8. Freilaufende Hunde waren uns ja schon aus Kolumbien und Peru bekannt, aber hier tauchten sie gleich in größeren Rudeln auf. Aufpassen, sie pinkeln gern Dinge an die man draußen stehen lässt. Ansonsten hatten wir keine Probleme.
  9. Bei der Camperwahl darauf achten, dass dieser geländetauglich ist. Wenn man ruhigere Stellplätze fern von der Straße sucht, dann muss man meist über Sandwege- und hügel fahren. Manche Stellen erreicht man auch nur durch kleine Bäche.
  10. Für Großeinkäufe können wir den Supermarkt Lider empfehlen. Gemüsestände oder Geschäfte haben wir recht einfach in den Städten gefunden.

 

Die Reise mit dem Camper war eine willkommende Abwechselung auf unserer Reise. Viele der tollen Sonnenuntergänge, faszinierenden Landschaften, unendliche Weiten und das Gefühl der Natur so nah zu sein, können hier im Blog einfach nicht festgehalten werden. Ein weiteres Camper-Abenteuer wird uns in Neuseeland erwarten und wir sind schon sehr gespannt wie es uns dort gefällt.