Wir lassen die sonnige Wüste Chiles hinter uns und machen uns auf den Weg nach Argentinien. Dort erwartete uns neben Großstadt Buenos Aires auch atemberaubende Natur, kleine Bergdörfer und ein gutes Steak.
Kaum zu glauben, aber tatsächlich liegen jetzt zwölf Wochen in Südamerika hinter uns. Angefangen haben wir mit Kolumbien, dann ging es nach Peru und von dort weiter nach Chile. Schließlich haben wir noch drei Wochen in Argentinien verbracht. Auch wenn alle vier Länder die gleiche Sprache vereint, sind sie doch landschaftlich und kulturell sehr verschieden. Je weiter wir in den Süden kamen, desto ähnlicher wurden die Länder im Bezug auf Lebensstandard und Gepflogenheiten wie wir sie aus Europa kennen. Das macht unser tägliche Leben natürlich einfacher und bequemer. Auch die Sprachbarriere wurde immer kleiner, da Englisch häufiger gesprochen wurde. Leider ging damit aber auch ein großes Stück Abenteuer und die Notwendigkeit die Komfortzone zu verlassen, verloren (und unser Bemühungen Spanisch zu lernen stagnierte). Um so mehr können wir Länder wie Chile und Argentinien auch denjenigen empfehlen, die sich noch unsicher sind, ob sie Südamerika bereisen sollen. Die Vielseitigkeit und Schönheit dieses Kontinents hat uns sehr beeindruckt und wir würden jederzeit wieder hier her kommen.
Nachdem wir in Chile bereits einen großen Teil der Wüstenlandschaft erkundet hatten, wollten wir diese Vegetationszone in Argentinien überspringen und uns dafür mehr Zeit für die Region Patagoniens nehmen. Patagonien ist bekannt für seine landschaftliche Schönheit, den unglaublichen Weiten, einsamen und rauen Regionen und der wilden Natur. Nach unserer ersten Planung wollten wir von Buenos Aires nach El Calafate (in der Mitte von Patagonien) fliegen um dann mit dem Bus nach Bariloche (im Norden von Patagonien) zu fahren. Von dort sollte es dann zurück nach Buenos Aires gehen. Allerdings mussten wir feststellen, dass die direkte Busverbindung zwischen El Calafate und Bariloche zu dieser Jahreszeit (Frühling) nicht existiert und mussten somit gezwungenermaßen einen dritten Flug buchen. Alternativ hätten wir eine mehrtägige Busreise auf uns nehmen können. Patagonien ist einfach riesig und es gibt nur wenige schnelle Verbindungen zwischen den Städten insbesondere in den abgelegeneren Gebieten. Die touristischen Highlights der Region sind allerdings sehr gut mit dem Flugzeug zu erreichen, was allerdings nicht ganz billig ist. Beim Buchen beachten: Für Argentinier gelten andere Preise als für Touristen.
Doch bevor wir uns auf den Weg nach Patagonien machten, genossen wir erst einmal ein paar Tage Großstadtleben in Buenos Aires. Dazu mieteten wir eine kleine Airbnb Wohnung im Stadtteil Palermo. Wir nutzen die Zeit und die gute Internetverbindung um seit langem mal wieder an unseren Projekten zu arbeiten, an Ideen zu tüfteln, zu lesen und unsere weitere Reise in Neuseeland und Asien zu planen. Zwischendurch verließen wir aber auch auch ab und zu mal die Wohnung um die verschiedenen Nachbarschaften, die Innenstadt und die Parks von Buenos Aires zu erkunden. Buenos Aires ist eine tolle Stadt mit New York Flair und endlich sind auch glutenfreie Bäckereien, hippe Cafés und Bars, Straßenmärkte und tolle kulinarische Angebote wieder in unmittelbarer Reichweite. Allerdings wunderten wir uns über die Öffnungszeiten der Restaurants hier. Die meisten haben zwar über die Mittagszeit geöffnet, schließen dann aber am Nachmittag und öffnen erst gegen 20 Uhr wieder die Türen. Die Argentinier scheinen ein sehr spätes Abendessen zu bevorzugen. So warteten wir den ein oder anderen Abend ungeduldig und hungrig bis es endlich etwas zu essen gab.
Besonders toll muss sich die Stadt auch mit dem Rad erkunden lassen. Leider haben wir es nicht geschafft uns die Stadträder von Ecobici auszuleihen, denn nach Online-Registrierung warteten wir vergeblich auf die Bestätigungs-E-Mail, die bis heut noch nicht eingetroffen ist. Aber auch zu Fuß oder mit der Subte, die Metro der Stadt, kann man problemlos auf Entdeckungsreise gehen.
Schweren Herzens verlassen wir das warme und sonnig Buenos Aires um in den Süden Patagoniens, nach El Calafate, zu fliegen. Schließlich wollen wir ja auch noch etwas anderes von Argentinien kennenlernen. Wie wir bei Ankunft feststellen, ist El Calafate der südlichste Punkt den wir je bereist haben. Wow! Am kleinen Flughafen wartet bereits ein Bus um die ankommenden Gäste in die Stadt zu bringen. Der Bus ist günstiger als Taxi und bringt jede Reisegruppe direkt zu ihrem Hotel. Was für ein großartiger Service. Man sieht schnell, dass das nur möglich ist, weil El Calafate wirklich sehr übersichtlich ist. Auf der Hauptstraße befinden sich ein paar Geschäfte, Restaurants, Tourenanbieter und ein Supermarkt. Unser Hostel ist nur zwei Querstraßen davon entfernt. Die meisten Touristen kommen nach El Calafate um den berühmten Perito Moreno Gletscher zu sehen oder den National Park Torres del Paine zu besuchen.
Unser Hostel ist sehr gemütlich und warm, doch gibt es fast keine Besucher. Noch ist Vorsaison und es ist relativ kalt in der Gegend. Die vielen Sitzmöglichkeiten im Freien lassen erahnen, dass es hier im Sommer einen großen Besucherandrang geben muss. Aber auch wir haben Glück mit dem Wetter und genießen das besondere Flair der kleine Stadt. Nicht weit entfernt und super zu Fuß erreichbar liegt der See Argentino auf dem ein paar kleine Eisberge schwimmen. Die Eisberge stammen vom Campo de Hielo Sur, dem größten Gletschergebietes der südamerikanischen Anden dessen Schmelzwasser in den See mündet. Um mehr über die Gletscher der Region und ihre Entstehung zu erfahren besuchen wir das etwas außerhalb liegende Gletschermuseum (gratis Shuttle fährt alle 30min). Die Themen sind ist toll aufbereitet und wir können es gar nicht erwarten endlich einen der Gletscher aus nächster Nähe zu sehen.
Die Reiseagenturen vor Ort haben eine großes Angebot an Touren. Neben einem Tagestrip zum berühmten Perito Moreno (in unterschiedlichen Variationen, mit/ohne Boot, mit/ohne Eiswanderung) gibt es noch Ausflüge zum Glaciar Upsala, Glaciar Spegazzini oder den Besuch der Seen Roca oder Onelli (Kayaking ist leider nur im Sommer möglich). Wir buchen einen Ausflug zum Perito Moreno mit Eiswanderung auf dem Gletscher. Die Ausflüge sind nicht günstig und der Eintritt für den Nationalpark kommt extra oben drauf (€25/pP). Etwas günstiger wird es, wenn man bei der Buchung bar bezahlt. Allerdings kommt man in El Calafate nicht gerade einfach an Bargeld. Die wenigen Automaten in der Stadt geben nur kleine Beträge an Geld heraus und verlangen oben drauf noch eine Satte Abhebungsgebühr. Am besten genug Bargeld aus Buenos Aires mitnehmen.
Der Ausflug zum Perito Moreno ist das absolute Highlight unserer Reise. Wo sonst in der Welt kann man direkt vor einem Gletscher stehen und ihn in seinem ganzem Ausmaß bewundern? Die Atmosphäre vor Ort ist einfach fantastisch. Man kann das leise Knacken und Knirschen der Eismassen hören und wenn man geduldig ist, dann sogar das Herabfallen großer Eisstücke, die mit einem lauten Donnern abreißen, bewundern. Der Gletscher ist in ständiger Bewegung und schiebt sich jeden Tag ca. zwei Meter weiter. So gigantisch und faszinieren hatten wir uns dieses Naturphänomen nicht vorgestellt und sind sehr beeindruckt. Auch die Eiswanderung auf dem Gletscher, vorbei an kristallklaren, türkisblauen Seen und tiefen Gletscherspalten war beeindruckend und ein tolles Erlebnis. Wir können gar nicht genug kriegen vom Perito Moreno, doch leider ist auch dieser Tour irgendwann einmal vorbei.
Dann geht es für uns weiter in das Wanderparadis El Chalten. Zwei Busstunden von El Calafate entfernt befindet sich das kleine Dorf im Nationalpark Los Glaciares. Nochmal ein ganzes Stück kleinerer al El Calafate und noch etwas einsamer treffen wir die Stadt an. Ein Großteil der Restaurants hat hier zu dieser Jahreszeit noch geschlossen. Doch die Arbeiten laufen auf Hochtouren, denn die Saison sollte schon in den nächsten Tagen starten. Überall wird gebaut und hergerichtet. Es fühlt sich an, als ob eine ganze Stadt aus dem Winterschlaf erwacht und sich auf die Wandertouristen vorbereitete. Ähnlich schwierig wie in El Calafate ist es hier an Bargeld zu kommen. Wir haben kein Glück. Der einzige Automaten der Stadt will uns einfach kein Geld auszuspucken. (Ist ja nicht so als hätten uns Reiseführer und andere Webseiten gewarnt ;)) Aber außer für Wanderausrüstung und Restaurants kann man hier eh kein Geld ausgeben. Die meisten Touristen kommen hier her um eine Wanderung zum berühmten Fitz Roy zu unternehmen. Allerdings ist dieser Berg meist mit dicken Wolken verhangen. Man braucht also auch ein bischen Glück um ihn zu sehen. Wir machen uns gleich am nächsten Tag auf die Tageswanderung Laguna los Tres. (Hier findet ihr eine Übersicht über verschieden Wanderungen in der Region) Fitz Roy bleibt hinter einer Wolkendecke verborgen, ab und zu regnet es und kurz vor dem Ziel müssen wir leider umkehren, da das letzte Stück, ein schneebedeckte Weg, mit unseren Turnschuhen leider unpassierbar ist. Dennoch waren wir fast 6 Stunden unterwegs und am Ende doch ziemlich kaputt. Den nächsten Tag regnet es leider komplett durch, so dass wir uns nur für einen Kaffee aus dem Zimmer trauen. Soviel Regen haben wir seit dem Beginn unserer Reise nicht gesehen. Am darauffolgenden Tag ist das Wetter besser, es gibt sogar Sicht auf Fitz Roy! Doch leider hatten wir für diesen Tag bereits unseren Flug nach Bariloche gebucht. Schade, gern wären wir länger in der Gegend geblieben. Besonders die Vielzahl an Wandermöglichkeiten haben uns sehr gefallen.
In Bariloche erwartete uns leider wieder Regen. Und auch der Wetterbericht hatte keine guten Nachrichten für uns. 4 Tage Dauerregen? Das kann ja nicht wahr sein. Von Bariloche hatten wir gelesen, wie toll man hier die Seenlandschaft genießen kann. Kayak fahren, Radtouren, unzählige Wanderungen und sogar Skifahren soll hier möglich sein. Klingt traumhaft. Allerdings nicht zu dieser Jahreszeit und mit diesem Regen. Was für uns übrig bleibt sind ein Museum, heiße Schokolade, guter Wein und argentinisches Steak. Jedesmal wenn der Regen für eine halbe Stunde aussetzte versuchten wir wenigstens ein wenig von der Stadt zu sehen. Immerhin schafften wir es die wohl teuersten Postkarten unserer Reise zu versenden (Porto 4€ das Stück). Genervt von dem Regen wechselten wir von dem kleinen Hostel-Zimmer in eine Airbnb Wohnung, damit uns nicht total die Decke auf den Kopf fällt. Wir fanden eine tolle Wohnung mit wunderbaren Ausblick auf den See und die Regenwolken 🙂
Irgendwie haben wir die fünf Tage rumgekriegt, aber viel haben wir leider nicht gesehen. Doch unsere Erinnerungen an El Chalten und El Calafate hinterließen dennoch eine tollen Eindruck von Patagonien.