Vietnam – mit Motorroller, Pho und Kaffee durch den Tag

Wie im Fluge verging unsere Zeit in Vietnam. Zwischen ruhigen Inselleben, dem asiatischen Großstadtchaos, der ruhigen Kaffeeregion und einer traumhaften Bootsfahrt in der berühmten Ha Long Bucht hatten wir wirklich alles dabei.

Obwohl wir nach Japan sehr froh waren, den Winter hinter uns zu lassen, war der Übergang in die tropischen Temperaturen von Ho Chi Minh City etwas gewöhnungsbedürftig. Wir verbrachten die ersten Tage in Vietnam damit uns an die feucht-warme Luft und das ganz normale Chaos einer vietnamesischen Großstadt zu gewöhnen. In einer ruhigen Seitengasse gelegen, war unsere Unterkunft Christina’s der perfekte Rückzugsort, von dem wir langsam die Umgebung erkunden konnten. Wir wurden sehr herzlich von Christina’s Angestellten empfangen und haben gleich einen digitalen Guide mit Empfehlungen für lokale Restaurants und Unternehmungen an die Hand bekommen. Dank der tollen Empfehlungen trauten wir uns schon am ersten Morgen an einem der verrückten Straßenständen eine Pho-Suppe zu schlürfen. Wow, was für ein Geschmackserlebnis. Zu der Rinderbrühe mit Reisnudeln wurde ein Teller mit frischen Kräutern und Sprossen gereicht. Uns schmeckte es so gut, dass die Pho zu einer unserer Lieblingsgerichten in Vietnam wurde. Am Ende sind wir sogar schon zu kleinen Pho-Experten geworden und konnten die guten Suppen von den wenige guten Suppen unterscheiden. Zu unserer zweiten Leidenschaft in Vietnam wurde der Kaffee. Einfach göttlich. Wer noch das Milchmädchen aus der Kindheit kennt, kann schnell verstehen, warum dieser Kaffee süchtig macht. Das Geheimrezept des vietnamesischen Kaffee’s ist die süße Kondensmilch. Der besonders starke Kaffee wird in Vietnam wird mit einer dicken Schicht Kondensmilch verfeinert. Auch eisgekühlt sehr lecker! Die jungen Vietnamesen sind sehr kreativ was Kaffee angeht. So gibt es zum Beispiel neben dem berühmten Eier Kaffee auch Kaffee mit Joghurt oder mit Kokosnuss-Eis verfeinert.

Gemütlich durch die Straßen und Gassen schlendern, so wie man es aus Europäischen Städten kennt, geht in Ho Chi Minh nicht. Die meisten Fußwege sind komplett mit Verkaufsständen oder Mopeds zugestellt und man muß auf der Straße laufen. Es dauerte ein paar Tage bis wir eine normale Straße ohne Angstschweiß überqueren konnten, denn die vielen Motorroller, die auf beiden Spuren kreuz und quer hin und her fuhren dachten gar nicht daran für einen Fußgänger am Straßenrand anzuhalten. Noch jetzt sind wir verblüfft, wie der Verkehr mit so vielen Motorrollern reibungslos funktionieren kann.

Da wir uns nicht zutrauten mit einem Moped die Straßen Ho Chi Minh’s unsicher zu machen, buchten wir eine Motorroller-Tour, die von zwei Studenten geführt wurde. Nach einem gemeinsamen Frühstück erkundeten wir auf dem Rücksitz des Motorrollers die Sehenswürdigkeiten Ho Chi Minh’s und besuchten einen traditionellen Markt, wo wir frisch gekochte Soyamilch probierten. Die Studenten konnten super Englisch und waren offen für alle Fragen rund um Ho Chi Minh und Vietnam. Es ist ein tolles Erlebnis mit den Locals durch die Straßen zu düsen und sich die Stadt zeigen zu lassen. Man merkt an allen Ecken und Enden, wie ambitioniert die jungen Menschen in dieser Stadt sind. Viele arbeiten im Tourismus, bieten Unterkünfte an oder eröffnen Cafés oder Saftbars. Dadurch fühlt sich Stadt dynamisch und jung an. Man findet alles von traditionelle Straßenständen und Märkten bis hin zu stylischen Cafés, Roof Top Bars und Clubs mit Pools.

Nach ein paar aufregenden Tagen in der Großstadt ging es weiter auf die Urlaubsinsel Phu Quoc, die nur eine Flugstunde von Ho Chi Minh entfernt im Süden Vietnams liegt. Unsere Unterkunft bestand aus ein paar Bungalows, einem Pool und einem Restaurant und war somit der perfekte Entspannungsort. Auch das Meer war nicht weit und mit den Fahrrädern der Unterkunft brauchte man nur wenige Minuten um es zu erreichen. Der 20km lange traumhafter Sandstrand mit dem Namen Long Beach erstreckt sich an der Westküste der Insel. Doch der Zugang zum Strand wird durch die steigende Zahl an Resorts zunehmend schwieriger. Der Tourismus auf der Insel boomt und ein Resort nach dem nächsten wird gebaut. Etwas beängstigend, wenn man sieht, welche riesigen Komplexe das Inselbild zerstören. Auf der anderen Seite sind viele Gegenden der Insel wenig entwickelt und Strände von kleinen Fischerdörfchen leider sehr vermüllt. Um die Gegend zu erkunden haben wir uns einen Motorroller ausgeliehen und sind damit zum wunderschönen Seestern-Strand sowie zum Nachtmarkt von Dinh Cau gefahren. Der Verkehr auf der Insel hält sich zum Glück in Grenzen und nur Krissi Motoroller Fahrkünste brachten so einige Schweißperlen auf Ben’s Stirn hervor. Auf unseren späteren Roller-Touren stellten wir dann fest, dass es deutlich entspannter ist, wenn jeder seinen eigenen Roller fährt.

Nachdem wir uns ausreichend erholt hatten, ging es zurück nach Ho Chi Minh City um unseren Freund Nuno zu treffen. Zusammen ging es dann gleich in das erste Abenteuer, die Busfahrt nach Dalat. Eigentlich wollten wir mit einem der stündlich fahrenden Touristenbusse nach Dalat reisen, doch am Busbahnhof mussten wir feststellen, dass bereits alle für diesen Tag ausgebucht waren. Doch Nuno wollte so einfach nicht aufgeben und erkundigte sich über Alternativen. Er erfuhr, dass es noch freie Plätze in einem der Kleinbusse gibt. Und so landeten wir für acht Stunden auf der Rückbank eines Kleinbusses der unter Dauerhupen waghalsige Überholmanöver hinlegte. Das ganze geschah unter ständigen Ausrufen des Beifahrers, der zwischendurch Passanten einsammelte bzw. ablieferte und Waren (unter anderen auch einen Automotor) an die auf der Strecke liegenden Dörfer verteilte. Wir standen unter Dauerstress und konnten nicht für eine Minute die Augen zu machen. Umso dankbar waren wir, als wir schließlich das Ziel erreichten.

In Dalat kamen wir in einem Homestay, ein kleines familiäres Hotel, wie es viele in Vietnam gibt, unter. Auch hier wurden wir herzlich empfangen, bekamen jeden morgen frisch zubereitete Pho und Tipps für den Tag. Die Abende verbrachten wir entweder mit der Besitzerin oder ihrem Neffen beim Bierchen und fühlten uns wie zu Hause.

Auch in Dalat bot es sich an, die Motorroller auszuleihen um die Gegend zu erkunden. Was viele nicht wissen, dass Vietnam auf Platz 2 der größten Kaffee-Exportländer, direkt hinter Brasilien, liegt. Warum der vietnamesische Kaffee weniger bekannt ist, liegt daran, dass er qualitativ nicht so hochwertig ist und deshalb größtenteils zu Instant-Kaffee weiterverarbeitet wird. Somit bleibt der Herkunftsort oft unbekannt. Während unseres Aufenthalts in Dalat fand dort ein Kaffeefestival statt und wir durften uns durch die verschiedenen Kaffeesorten probieren. Danach ging es mit dem Motorroller durch die wunderschöne Kaffeeregion um Dalat. Berühmt aus der Region ist der Wiesel Kaffee (kopi luwak), der aus den Kaffeebohnen hergestellt wird, die bereits vom Wiesel gegessen und verdaut wurden. Bei unserer Fahrt durch die ländlichen Gegenden wurden wir oft von winkenden Kindern begrüßt und freuten uns über die Freundlichkeit der Menschen. Während unseres Aufenthaltes in Dalat haben wir uns außerdem den Elephant Wasserfall besucht, sind zum großen Markt in der Stadt gegangen, entlang des Xuan Huong Sees und durch die vielen steilen Gassen spaziert.

Von Dalat ging es mit dem Flugzeug weiter in die im Norden Vietnams liegende Stadt Hanoi. Hanoi ist berühmt für das alte historische Viertel, welches wirklich einen tollen Charme hat. Die engen Gassen und vielen Straßenhändler tragen dazu bei, dass die Straßen ruhiger sind und man ganz entspannt schlendern kann. Leider werden die Straßenverkäufer bereits aus einigen Straßenzügen verbannt und müssen sich Alternativen suchen. Wie wir im Frauenmuseum in Hanoi erfahren, kommen viele Frauen vom Land nach Hanoi um mit dem Verkauf von Blumen, Obst und anderen Gütern des täglichen Lebens, das Überleben für die ganze Familie zu sichern. Hanoi ist eine bunte und chaotische Großstadt und so zog es uns wieder aufs Land. Wir nahmen einen Touristenbus nach Sapa, in die Region der Reisfelder, von denen wir leider dank Nebel nichts zu sehen bekamen. Aus Langeweile und weil das Wetter nicht wirklich dazu einlud die Gegend zu erkunden, verbrachten wir die meiste Zeit in Cafe’s und Bars und ließen die Zeit gemeinsam mit den Einheimischen verstreichen. Aufgrund der Nebensaison waren die meisten Restaurants sowieso leer und es gab auch nicht viel für die Angestellten zu tun. Nuno schaffte es immer wieder einen besonderen Draht zu den Menschen aufzubauen, auch wenn wir uns kaum miteinander verständigen konnten. So bekamen wir Tee zum aufwärmen und es dauerte nicht lange, dann hielt Nuno auch eines der Kinder der Familie auf dem Arm. Die Gastfreundschaft der Vietnamesen begeisterte uns sehr.

Zurück in Hanoi verabschiedeten wir uns von Nuno und buchten zum Abschluss unserer Reise noch einen Bootsausflug in der berühmtesten Bucht Vietnams, die Ha Long Bucht. Der Ausflug, mit Übernachtung auf dem Boot, war ein toller Abschluss unserer Reise in Vietnam und wir blicken gerne auf die drei Wochen zurück. Besonders an das Essen und die Gastfreundschaft der Vietnamesen werden wir uns noch lange erinnern.