Wir erkunden Japan mit dem Zug

Drei Wochen sind wir mit dem Schnellzug quer durch Japan gedüst, haben uns in kulinarisches Neuland begeben und sind in die Kultur Japans eingetaucht. Warum uns das Land so begeistert hat, könnt ihr hier lesen.

Zugreisen

Bei den Reiserecherchen für Japan stößt man recht schnell auf den “Rail Pass”, ein Zugticket mit dem man für einen festen Zeitraum beliebig viele Fahrten mit dem Zug durch Japan tätigen kann. Der “Rail Pass” lohnt sich meist schon nach zwei Fahrten und ist deshalb eine Empfehlung für alle, die mehr als zwei Städte in Japan besuchen wollen. Das Ticket kann nur außerhalb von Japan erworben werden und ist für den Zeitraum von 7, 14 oder 21 Tagen erhältlich. Wir haben uns das Ticket für den Zeitraum von 14 Tagen gekauft und waren rundum zufrieden damit. Das Reisen mit dem Zug in Japan ist einfach ein Traum. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit werden groß geschrieben. Verspätungen wird man mit dem Schinkansen, Japans schnellstem Zug, der Spitzengeschwindigkeiten von 320km/h zurücklegen kann, nicht erleben. Fahrplan- oder gar Gleisänderungen gehören der Seltenheit an und das kommt besonders dem leicht überforderten Tourist zu Gute. Man kann sich darauf verlassen, dass der Zug zum richtigen Zeitpunkt abfährt und auch ankommt. Sollte ihr euch wundern, dass euer Zug wenige Minuten früher als geplant abfährt, dann seid ihr sehr wahrscheinlich im falschen Zug. 🙂

Um Sitzplatzkarten und Reiseauskünfte am Schalter zu erhalten, reichen einfache Englischkenntnisse aus. Wir haben uns meist einen Tag vor Weiterreise um die Sitzplatzreservierung gekümmert und hatten nie Probleme welche zu bekommen. Ohne Sitzplatzkarten kann man trotzdem die meisten Züge benutzen, muss aber in einem extra dafür vorgesehenen Wagen mitfahren.

Die Beschriftungen am Bahnhof sind ausreichend und man findet sich gut zurecht. Ab und zu sollte man aber auch auf den Fußboden schauen, denn dort findet man oft zusätzliche Hinweise. Besonders wichtig ist es, sich an der richtigen Stelle am Bahngleis anzustellen, denn für jeden Wagen gibt es eine eigene Warteschlange.

Ordnung, Sauberkeit und Disziplin im Zug (wie überall im Leben der Japaner) ist höchstes Gebot. Auch die Durchsagen im Zug weisen nochmal darauf hin, dass man sich bitte ruhig verhalten soll. Hört man laute Gespräche, dann stammen diese sehr wahrscheinlich von Touristen.

Da Japaner Komfort und Praktikabilität über alles lieben, bieten Bahnhöfe eine gute Auswahl an Shops und Restaurants. Wer Essen mitnehmen möchte, kann auf Bento-Boxen oder einen Reis-Snack (Onigiri) zurück greifen. Mit dem Gepäck reisen ist umständlich? Auch dafür gibt es in Japan eine Lösung. Das Gepäck wird einfach per Post an das Reiseziel (Hotel) gesendet. Das Verstauen unseres Gepäcks im Zug war aber zu keiner Zeit ein Problem (die große Rucksäcke passen in die Ablagen über dem Kopf)

Mit dem Zug sind wir von Tokio mit kurzem Stopp in Hakodate nach Sapporo in den Norden gefahren. Von dort ging es dann zurück Richtung Süden nach Nagano, Kyoto, Hiroshima und bis nach Fukuoka. Auf dem Rückweg nach Tokio haben wir noch Okayama und Kawaguchiko besucht.

In Japan Zug fahren ist eine sehr entspannte Art zu reisen und dank des “Rail Pass” auch nicht zu teuer. Viele Japaner greifen bei längeren Reisen allerdings auf die schnelleren Flugverbindungen zurück.

Unterkünfte

Da die Hotelzimmerpreise in Japan etwas über unserem Reisebudget lagen, haben wir größtenteils in Hostels übernachtet und haben es sehr genossen wie sauber und modern diese Unterkünfte sind. In vielen Hostels werden in der gesamten Unterkünfte Hausschuhe getragen, man fühlt sich also schon beim Betreten der Unterkunft wie zu Hause bei Freunden. Es gibt immer heißes Wasser für Tee und Kaffee, große Gemeinschaftsküchen mit typisch japanischen Sitzgelegenheiten und die Gemeinschaftsbäder sind mit Hightech-Toiletten und modernen Duschkabinen ausgestattet. Fön, Duschgel und Schampoo sind immer vorhanden. Auf Sauberkeit wird sehr geachtet. Recht lustig und etwas verwirrend ist die Verwendung von Toilettenschuhen, die man nur zur Benutzung der Toilette anzieht. Nicht nur einmal ist es uns passiert, dass wir mit den Toilettenschuhen aus dem Bad rausgelaufen sind um dann feststellen zu müssen, dass die Schuhe doch im Bad hätten bleiben sollen. Auch die Benutzung der Toilette ist ein Erlebnis für sich und gerne geben wir euch auch persönlich noch etwas mehr Details dazu.

Ganz anders als in anderen Ländern, wo Hostels oft von jungen Reisenden oder Backpackern genutzt werden, trifft man in Japan nicht selten auch Businessleute in diesen Unterkünften. In Gruppenschlafräumen wird versucht mehr Privatsphäre durch Vorhänge zu schaffen. In großen Städten gibt es auch Hotels mit sogenannt Capsule-Betten. Eine Schlafbox wird pro Person vermietet und enthält alles was man braucht: Wifi, Belüftung, LCD Bildschirm und Stromanschlüsse.

Wir haben uns meist ein privates Zimmer mit Gemeinschaftsbad gebucht. Ab und zu lagen die Betten, bestehend aus Matratzen, auf dem Fußboden, so wie es traditionell in Japan vorzufinden ist. Wer noch traditioneller übernachten möchte, sollte unbedingt in einem Ryokan unterkommen. Ein Ryokan ist ein traditionelles Reisegasthaus, mit typisch japanischen Zimmern und Gemeinschaftsbad. Frühstück und Abendessen sind meist im Preis enthalten und sind ebenfalls typisch japanisch.

Einige Unterkünfte verfügen über ein Onsen, worunter man ein (oder mehrere) Thermalbecken und die dazugehörigen Baderäume versteht. Es herrschen strenge Regeln über die Benutzung des Onsen und ich würde es nicht vergleichen mit einem Thermalbad wie wir es kennen. z.B. darf das Thermalbecken ohne gründliche Reinigung nicht betreten werden. In seiner schlichtesten Form ist ein Gemeinschaftsbad mit einem großen Duschraum, in dem man gemeinsam der Körperpflege nachgeht (Männer und Frauen getrennt). Danach kann man sich noch im zugehörigen heißen Becken entspannen. Je nach Ort können es aber auch sehr schöne Bäder (z.B. in einem Ryokan), manchmal auch mit Ausblick und toller Natur sein. Krissi hat in Japan einmal ein Onsen ausprobiert (da es zu unserem Hotel gehörte) und fand es doch etwas ungewohnt. Besonders die heißen Temperaturen des Beckens machten ihr ganz schön zu schaffen.

Tokio

Tokio! Es fällt uns schwer diese Stadt mit Worten zu beschreiben, aber in einem Punkt sind wir uns sicher: Tokio ist ziemlich verrückt. Wo auf der Welt gibt es noch Kühe im Hochhaus (Pasona Urban Farm), ein Mario Kart Rennen auf Tokio’s Straßen (Mari Cart) und ein Restaurant im Gefängnis-Stil (ALCATRAZ E.R)? In Tokio wird Realität, was man sich nicht zu erträumen vermag.

So verrückt wie Tokio auch sein mag, präsentiert sich die Stadt aber sehr organisiert und sauber. Eine Vielzahl an Schildern weisen auf richtiges Verhalten hin und werden ordnungsgemäß eingehalten. Die Japaner sind unglaublich freundlich und hilfsbereit, so dass man auch im Trubel der Stadt Hilfe angeboten bekommt. Mit dem öffentlichen Nahverkehr lässt es sich gut durch die Stadt navigieren und die Google Maps Karte weist einen Detaillierungsgrad auf, den wir so bisher noch nicht gesehen haben. All das macht die Stadt so unglaublich angenehm.

Wenn man genug von den Menschenmassen hat, kann man sich in den vielen schön angelegten Tempelanlagen und wunderschönen Parks von dem hektischen Großstadtleben erholen. Der Kontrast zwischen der Kultur und Moderne ist faszinierend und beides hat seinen Platz in Tokio gefunden. Wir können euch nur raten, auch mal in die kleinen Gassen abzubiegen, denn da fühlt man sich oft wie in eine andere Welt versetzt.

In Tokio haben wir Eriko getroffen (eine Freundin aus Krissi’s Highschooljahr in Texas) und haben zusammen auf dem Tokyo-Tower den tollen Ausblick über die Stadt zum Sonnenuntergang genossen. Danach ging es zum Abendessen nach Shinjuku. Erst gab es Fisch-BBQ und dann Cocktails und Computerspiele in der 8bit-Bar. War ein super Abend.

Um es zusammenzufassen. Die Hauptstadt Japans hat einen unglaublich guten Geschmack für so ziemlich alles: Mode, Design, Innenarchitektur, Technologie und Essen. Man kann sich nicht satt sehen an den vielen schönen Dingen und satt essen an der kulinarischen Auswahl. Wir haben nur ein paar Tage in der Metropole verbracht, aber hätten locker auch drei Wochen in Tokio verbringen können.

Hier noch ein paar Links (zu Tokio) die euch vielleicht weiterhelfen:

Weitere Highlights unserer Japan-Reise

Schneeaffen in Nagano

Die wohl meist-fotografierten Affen der Welt kommen aus dem Jigokudani-Schneeaffenpark. Schon seit einiger Zeit standen diese Affen auf unser Bucketliste und deshalb hab wir extra einen kleinen Abstecher nach Nagano gemacht um von dort mit dem Bus in den Affenpark in Yamanouchi zu fahren. Das Besondere an diesen Affen ist, dass sie im Winter gerne ein heißes Bad in einem Thermalbecken nehmen. Verständlich, oder? Leider war es im November noch nicht kalt genug, also flitzten die Affen viel lieber durch die Gegend als im Pool zu sitzen. Aber es war trotzdem ein schöner Besuch.

Sumo Kampf in Fukuoka

Als wir davon erfuhren, dass es in Tokio die Möglichkeit gibt beim Sumo-Training zuzuschauen, wollten wir das unbedingt machen. Bei weiteren Recherchieren fanden wir heraus, dass derzeit kein Training, sondern das Sumo-Turnier stattfindet. Noch besser! Allerdings nicht in Tokio, sondern in Fukuoka! Aber wofür hat man den „Rail Pass“ sonst, als einmal komplett bis an das andere Ende des Landes zu fahren? Also planten wir einen kurzen Stop in Fukuoka ein um beim legendären Sumo-Kampf dabei zu sein. Nicht ganz so einfach war es für dieses Wochenende noch eine Übernachtung zu finden, aber nach langem Suchen haben wir dann doch noch 2 Betten im Mehrbettzimmer ergattert. Letzte Schwierigkeit war nur noch ein Ticket für das Turnier zu bekommen. Dafür mussten wir uns früh am Morgen am Veranstaltungsort anstellen – und es klappte! Wir bekamen ein Ticket und konnten am vorletzten Tag des Sumo-Turniers dabei sein. Es war ein phantastisches Erlebnis. Die zum Sumo-Kampf gehörenden Rituale und die Stimmung in der Halle waren einzigartig. Ganz bis zum Schluss konnten wir allerdings nicht bleiben, denn unsere nächste Übernachtung wartete schon wieder in einer anderen Stadt.

Friedens-Gedenkstätte und Museum in Hiroshima

Nur 25 Gehminuten ist der Peace Memorial Park mit dem Friedensturm vom Bahnhof entfernt. Sehr lohnenswert ist das Peace Memorial Museum, welches den Atombombenabwurf auf Hiroshima dokumentiert. Kein einfach verdaulicher Stoff, aber es ist gut sich das Ausmaß der Zerstörung der Atombombe noch einmal vor Augen zu führen. Der Besuch des Museums ist sehr emotional und man sollte sich an diesem Tag nicht zu viel vornehmen.

Mit dem Fahrrad durch Kyoto

Kyoto kann super mit dem Fahrrad erkundet werden. Die Stadt ist relativ flach und man kann den Verkehr, auf den vielen kleinen Seitenstraßen, aus dem Weg gehen. Kyoto ist Japans Kulturhauptstadt und es lassen unzählige buddhistische Tempel, Schreine und Paläste besuchen. Sehr beeindruckend fanden wir die 32000 Schreine, die die Wege zum Gipfel des Berges säumen, an dessen Fuße der Fushimi Inari Taisha Schrein steht. Zur Zeit der Laubfärbung (ähnlich wie zur Kirschblütenzeit) ist Kyoto auch bei den Japanern ein sehr beliebtes Reiseziel. Demnach waren die Unterkünfte sehr gefragt und die Tempelanlagen überfüllt mit Menschen.

Mt. Fuji in Kawaguchiko

Um die Umgebung um Mt. Fuji zu erkunden bietet sich die Gegend der fünf Fuji Seen (See Yamanaka, See Kawaguchi, See Sai, See Shoji, See Motosu) an. Wir haben uns für den See Kawaguchi entschieden und sind in einem Hostel in Kawaguchiko untergekommen. Da das Hostel sehr nah am See lag, verbrachten wir unsere Zeit mit Spaziergängen um den See und der Umgebung. Mt. Fuji konnte man in beeindruckender Größe von fast allen Teilen der Stadt sehen. Eine Besteigung ist im Winter allerdings nicht möglich.

Sapporo

In Sapporo hat sich Akira (ebenfalls ein Freund aus Krissi’s Highschooljahr in Texas) für uns Zeit genommen und wir haben uns gemeinsam ein paar tolle Sachen angeschaut. Sapporo ist berühmt für das jährlich im Februar stattfindende Schneefestival. Wenn gerade kein Festival ist, dann kann man im Museum beeindruckende Aufnahmen und die Miniaturmodelle der Eisskulpturen bewundern. Lohnt sich auf jedenfall. Wir haben uns außerdem die Sapporo Brauerei angeschaut und gelernt, dass sich Japan das Bierbrau Know-How aus Deutschland geholt hat.

Auch das Essen in Sapporo darf nicht unerwähnt bleiben. Zum einen gab es das beste Sushi, dass wir je gegessen haben im Restaurant Toriton. Zum anderen haben wir erfahren, dass Sapporo berühmt für seine Currys ist und mussten das natürlich probieren. Auch wenn Indien noch vor uns liegt, können sich Japan’s Currys auf jedenfall auch sehen lassen.

Akira hat uns außerdem mit in das kleine Hafenstädtchen Otaru genommen, welches berühmt für den mit historischen Gebäuden gesäumten Kanal und das Spieluhren-Museum ist. Im dazugehörigen Shop gab es tatsächlich auch eine Sushi-Spieluhr zu kaufen.

Das war Japan

Unsere drei Wochen in Japan gingen viel zu schnell vorbei. Es gibt noch soviel in Japan zu entdecken und zu probieren. Besonders kulinarisch hat Japan uns inspiriert und wir werden versuchen das ein oder andere zu Hause nach zu kochen. Der Reiskocher ist auf jedenfall schon bestellt 🙂